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Koalitionsvertrag: Nachhaltige Wirtschaft konnte zentrale politische Projekte platzieren

Nachhaltige Wirtschaftspolitik Presse

Pressemitteilung

Berlin, 24.11.2021: SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und FDP haben ihre Verhandlungen beendet und den Koalitionsvertrag vorgestellt, der die Politik der künftigen Bundesregierung prägen soll. Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) sieht viele seiner zentralen Forderungen im Vertrag enthalten. Gerade bei der notwendigen Verkehrswende besteht Verbesserungspotenzial.

Hier der Koalitionsvertrag im Check der nachhaltigen Wirtschaft: 1. Wahre Preise: „Die Preise aller Energieträger und Rohstoffe werden künftig auch die gesellschaftlichen Schäden abbilden, die aus ihrer Produktion und Förderung entstehen.“ Check: X Der BNW ist enttäuscht, dass das Thema „Wahre Preise“ im Koalitionsvertrag eine untergeordnete Rolle spielt. „Wir benötigen Preise, die die ökologische und soziale Wahrheit sagen. Von der Pestizidabgabe in der Landwirtschaft, der Besteuerung von Kerosin zum CO2-Preis. Nur so schaffen wir ein Umsteuern der ganzen Wirtschaft. Diese Chance für faire Märkte beim Klimaschutz wird nicht genutzt“, so BNW-Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter. Zwar spiele der CO2-Preis für die Ampel-Koalition eine „zentrale Rolle“, aber der BNW sieht den ETS‑Handel dafür nicht als geeignetes Instrument an.

2. Energiepolitik: „Kohleausstieg bis 2030 und massiver Ausbau der erneuerbaren Energien für ein klimaneutrales Deutschland.“ Check: Der BNW begrüßt, dass die Ampel-Koalition von einem höheren Bruttostrombedarf im Jahr 2030 ausgeht. Ebenso ist es zu begrüßen, dass 2030 80 Prozent dieses Strombedarfs von Erneuerbaren Energien gedeckt werden sollen. Die Ausbauziele von ca. 200 GW bis 2030 Photovoltaik und mindestens 30 GW bis 2030 für Windenergie auf See decken sich mit denen des BNW. „Der frühere Kohleausstieg bis 2030 gelingt uns sicherlich auch dank der Markt-Impulse. Daher ist nicht zu verstehen, warum der Vertrag erneut das Wörtchen „idealerweise“ enthält“, kommentiert Reuter.

3. Circular Economy: „Kreislaufwirtschaft im Sinne des Green Deal wird als maßgebliche Steuerungs-und Koordinierungsaufgabe im Kanzleramt angesiedelt, Plastikstrategie und Recyclinglabel werden entwickelt.“ Check: () Der BNW begrüßt die neue Rolle der Kreislaufwirtschaft im Vertrag. Dazu gehört etwa die Einführung einer „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“, die Einführung eines Recycling-Labels und ein Fondsmodell, das u.a. Rezyklateinsatz belohnen soll. Abzuwarten bleibt, wo die Steuerungs- und Koordinierungsaufgabe angesiedelt wird.

4. Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften und soziale Innovationen: „Die Bundesregierung entwickelt eine soziale Innovationsstrategie für die Förderung nachhaltig wirtschaftender, gemeinwohlorientierter Unternehmen.“ Check: Der BNW befürwortet die Erarbeitung einer „nationalen Strategie für Sozialunternehmen, um gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen stärker zu unterstützen“. Zudem beabsichtigt die Ampel-Koalition die rechtlichen Rahmenbedingungen von gemeinwohlorientiertem Wirtschaften zu verbessern, was ebenfalls zu begrüßen ist, genau wie die neue Rechtsform für Unternehmen mit gebundenem Vermögen.

5. Land- und Ernährungswirtschaft: „Die Bundesregierung vereinbart ein Ausbauziel von 30 Prozent für den Ökologischen Landbau in Deutschland bis 2030.“ Check: Die Forderung des BNW wurde von der Ampel-Koalition genauso übernommen. Dies begrüßt der BNW mit Nachdruck. Neben diesen fünf Punkte freut sich der BNW darüber, dass sich zahlreiche weitere Forderungen im Koalitionsvertrag wiederfinden. Hervorzuheben ist der geforderte Klima-Check in allen Gesetzesvorhaben. Darüber hinaus befürwortet der BNW ausdrücklich die Zielsetzung, Deutschland zum führenden Standort nachhaltiger Finanzierung machen. Großes Verbesserungspotenzial sieht der BNW vor allem im Bereich der Mobilität, wo es an konkreten Maßnahmen fehlt und auch die Besetzung des zuständigen Ministeriums kein Signal für einschneidende Veränderungen aussendet.  

Pressekontakt:

Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V.
Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin
E: reuter@bnw-bundesverband.de
T: +49 178 448 19 91

Agentur Ahnen&Enkel
Kai Weller
E: weller@ahnenenkel.com  

Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW e.V.) ist seit 1992 die politische Stimme für eine nachhaltige Wirtschaft. Der unabhängige Unternehmensverband setzt sich für Umwelt- und Klimaschutz ein, ist als gemeinnützig anerkannt und führt eine Reihe von Bildungsprojekten durch. Der Verband und seine knapp 500 Mitgliedsunternehmen zeigen: Wirtschaft, Soziales und Ökologie gehören zusammen. Immer wieder initiiert und koordiniert der BNW Bewegungen wie die Wirtschaftsinitiative „Entrepreneurs For Future“. Über seinen europäischen Dachverband Ecopreneur.eu bezieht der Verein auch in Brüssel Stellung.