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Nachhaltig. Stark. Weiblich. „Chancengleichheit und Gehaltsgerechtigkeit sind uns ein großes Anliegen“

Als Vorständin ist Aysel Osmanoglu bei der GLS Bank unter anderem für den Bereich Menschen und Wertekultur zuständig. Im Porträt erzählt sie, inwiefern BNW-Mitglied GLS Bank nachhaltiger wirtschaftet als andere Banken und warum sich Frauen in ihrem Ökosystem besonders gut entfalten können.

Mitgliedsunternehmen Interview

Aysel Osmanoglu von der GLS Bank

Schon während ihres BWL-Studiums mit den Schwerpunkten Wirtschaftsinformatik und Supply Chain Management merkte Aysel Osmanoglu, dass mit unserem Wirtschaftssystem etwas nicht stimmt. „Damals hat kaum jemand die Tatsache hinterfragt, dass die meisten Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette nur nach Profit streben – unabhängig davon, welche sozialen und ökologischen Konsequenzen das mit sich bringt,“ erzählt sie. Sie hingegen war überzeugt: das muss auch anders gehen. 2002 stieg sie als studentische Mitarbeiterin bei der damaligen Ökobank ein, die ein Jahr später von der GLS Bank übernommen wurde. Als Trainee, Teamleitung, Bereichsleitung und schließlich Vorständin der nachhaltigen Genossenschaftsbank beweist Aysel Osmanoglu hier jeden Tag, dass Wirtschaft menschlichen Bedürfnissen dienen und gleichzeitig regenerativ sein kann.

 

„Wir bilden ein Ökosystem“

 

Die GLS Bank steht für eine solidarische Wirtschaft und Gesellschaft, die innerhalb der planetaren Grenzen ökonomisch gut funktioniert. Sie investiert in Unternehmen und Organisationen mit sozial-ökologischem Fokus – zum Beispiel Bio-Bauernhöfe, bezahlbare Wohnungen, gute Altenpflege oder erneuerbare Energien. Die Finanzierung von Firmen aus Bereichen wie Atom- und Kohleenergie, Rüstung oder Massentierhaltung ist hingegen ausgeschlossen. „Gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden sowie innerhalb unserer Netzwerke wie dem BNW bilden wir eine Art Ökosystem“, sagt Aysel Osmanoglu. Und in diesem Ökosystem steht der Mensch im Mittelpunkt – unabhängig von ethnischer Herkunft oder geschlechtlicher Identität.

 

„Seit 2023 ist die Geschäftsleitung mit drei Frauen und zwei Männern besetzt“

 

Auf die Gesamtbank bezogen sind bei der GLS Bank 56,7 Prozent der Mitarbeitenden weiblich und 0,2 Prozent divers. „Auch bei uns arbeiten stereotypisch mehr Frauen im Reinigungsteam und mehr Männer in der Technik. Und 2019 lag unsere Frauenquote in den Führungsetagen noch bei 36 Prozent. Aber das haben wir geändert: Seit 2023 ist die Geschäftsleitung mit drei Frauen und zwei Männern besetzt. Die Frauenquote der Führungsetagen insgesamt lag 2023 im Schnitt bei über 50 Prozent“, so Aysel Osmanoglu. Das ist ungewöhnlich. Zwar liegt der Frauenanteil im deutschen Bankgewerbe insgesamt bei rund 48 Prozent.[1] Doch statt ins Management aufzusteigen, sind die meisten Frauen in den Filialen, als Sachbearbeiterinnen oder im Kundenservice tätig. 2021 war hingegen nur knapp jeder siebte Bankvorstand weiblich besetzt.[2] 

 

„Chancengleichheit und Gehaltsgerechtigkeit sind uns ein großes Anliegen“

 

Der Gender Pay Gap ist bei Banken oft besonders ausgeprägt: Im Investmentbanking etwa verdienen Frauen bis zu 40 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.1 Aysel Osmanoglu sagt: „Unseren Gender Pay Gap haben wir 2019 erstmals transparent gemacht. Seither konnten wir die Lücke von 13,7 auf 7,3 Prozent reduzieren. Unser Ziel ist, sie ganz zu schließen. Denn Chancengleichheit und Gehaltsgerechtigkeit sind uns ein großes Anliegen.“ Auch ansonsten sind die Gehaltsdifferenzen bei der GLS Bank verhältnismäßig gering. Als Vorständin verdient Aysel Osmanoglu im Vergleich zum niedrigsten Gehalt der Bank das 6,2-fache. Der sogenannte Manager to Worker Pay Ratio liegt bei Dax-Unternehmen hingegen durchschnittlich bei 71.[3]

 

„Für mich ist es selbstverständlich, dass auch Führungskräfte in Teilzeit arbeiten können“

 

Dass die GLS Bank mehr Frauen in Führungspositionen beschäftigt als andere Banken, hat ganz konkrete Ursachen. „Es ärgert mich, wenn jemand behauptet, dass Frauen nicht führen wollen. Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass viele Frauen bloß nicht in alten, eher stereotypisch männlich dominierten Strukturen führen wollen“, sagt Aysel Osmanoglu. In der GLS Bank werden alle Mitarbeitende als ganzheitliche Menschen mit eigenen Bedürfnissen, Wünschen, Zielen und individuellen biografischen Lebensereignissen wahrgenommen. „Für mich als Vorständin ist es beispielsweise selbstverständlich, dass auch Führungskräfte in Teilzeit arbeiten können.“ so Aysel Osmanoglu. Denn eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sollte kein Luxus, sondern die Norm sein. Daher werden bei der GLS Bank alle offenen Stellen in Voll- oder Teilzeit ausgeschrieben. Denn die zur Verfügung stehende Zeit ist kein Kriterium dafür, ob jemand einen guten Job macht oder nicht – genauso wenig wie die Herkunft oder das Geschlecht.

 

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Zur Kolumne:
Ina Hiester ist freie Journalistin mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Während einer umfassenden Recherche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Biobranche stellte sie fest: viele Frauen sind zwar besonders empathisch und naturverbunden und engagieren sich für gesellschaftlichen Wandel. Doch auch im 21. Jahrhundert werden ihre Leistungen oft nicht genug anerkannt. In ihrer BNW-Porträt-Reihe „Nachhaltig. Stark. Weiblich.“ stellt die Journalistin deshalb Unternehmerinnen vor, die sich mit Herz und Verstand den ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit stellen.


 

[1] https://de.statista.com/infografik/20801/frauenanteil-in-fuehrungsetagen-von-banken-und-versicherungen-in-deutschland/
[2] https://www.wiwo.de/unternehmen/banken/gender-pay-gap-warum-banken-sich-mit-dem-geschlechter-mix-noch-schwer-tun/28129668.html
[3] https://utopia.de/sponsored-content/management-gehalter-genug-ist-genug/