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Offener Brief: Zeitenwende für eine klimaneutrale Wärmeversorgung

Die Notwendigkeit einer fossil unabhängigen und bezahlbaren Wärmeversorgung wurde uns im letzten Jahr schmerzhaft vor Augen geführt. Gleichzeitig verfehlt der Gebäudesektor voraussichtlich zum dritten Mal in Folge das Klimaziel aus dem Klimaschutzgesetz. In einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz fordert der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW) deshalb gemeinsam mit 17 weiteren Organisationen schnellstmöglich den Umbau hinzu einem krisenfesten klimaneutralen Gebäudesektor.

Nachhaltiges Bauen Klimaschutz

Offener Verbändebrief
Die Zeitenwende darf nicht ins Stocken geraten: Eine krisenfeste, effiziente klimaneutrale Wärmeversorgung braucht einen verbindlichen Transformationsplan!

 

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

die Notwendigkeit einer fossil unabhängigen und bezahlbaren Wärmeversorgung wurde uns im letzten Jahr schmerzhaft vor Augen geführt. Nur mit der Bereitstellung eines historischen Sondervermögens und freiwilligen Entbehrungen vieler Haushalte konnten soziale Härten für die Breite der Bevölkerung zumindest abgefedert werden. Der Gebäudesektor verfehlt voraussichtlich zum dritten Mal in Folge das Klimaziel aus dem Klimaschutzgesetz.
Eine der entscheidenden Lehren muss eine dauerhafte Loslösung von fossiler Abhängigkeit sein: Die effiziente Versorgung von Haushalten mit erneuerbarer Wärme steht im Zentrum dieser Transformationsaufgabe. Wir begrüßen es sehr, dass die Bundesregierung diese Zeichen der Zeit erkannte und im Rahmen der Entlastungspakete dem erneuerbaren Umbau der Wärmeversorgung und der Hebung von geringinvestiven Effizienzpotenzialen zusätzliche Priorität eingeräumt hat.
Dieser Weg muss jetzt konsequent weitergegangen und durch eine Sanierungswelle ergänzt werden. Die enorme Nachfrage des letzten Jahres nach erneuerbaren Wärmetechnologien, der historische Hochlauf von Verkaufszahlen für Wärmepumpen in ganz Europa und die nie dagewesenen Investitionsanstrengungen von Heizungsherstellern haben deutlich gemacht - Gesellschaft und Industrie sind bereit für ein neues Kapitel in der Beheizung unserer Gebäude.
Wir zählen auf Ihre Weitsicht und Führung, den Gebäudesektor mit einer schnellstmöglichen, ambitionierten und rechtssicheren Umsetzung der 65- Erneuerbaren-Vorschrift im Gebäudeenergiegesetz auf Klimakurs zu bringen. Planbarkeit und Verlässlichkeit sind unabdingbar für Verbraucher*innen, Industrie und Handwerk.
Die soziale Ausgestaltung muss ein zentraler Pfeiler dieser Gesetzesnovelle sein. Es bedarf der zusätzlichen Bereitstellung von Mitteln und zielgruppenspezifischen Förderangeboten zur Finanzierung dieser Transformationsaufgabe mit überragendem gesellschaftlichem Interesse (etwa aus dem Sondervermögen Gaspreisbremse). Außerdem müssen betroffene Gesellschaftsgruppen durch flankierende gesetzliche Regelungen (etwa über eine Neuregelung der Modernisierungsumlage) adressiert und auf eine gerechte Verteilung der Kosten hingewirkt werden, um die Umsetzung der 65%-Erneuerbaren Vorschrift im Gebäudeenergiegesetz sozialverträglich zu realisieren.
Wir bauen auf Ihr Engagement, um mit einer sozial-gerechten Flankierung des fossilen Heizungsausstiegs die sozial-ökologische Transformation Deutschlands mit Inhalten zu füllen. Daher bitten wir Sie eindringlich, den Entwurf für die 65%-Erneuerbaren-Vorschrift ab 2024 für die Ressortabstimmung freizugeben und auf eine konstruktive Zusammenarbeit der Ressorts hinzuwirken, damit baldmöglichst eine offene und sachliche Debatte mit einem öffentlich zugänglichen Gesetzentwurf beginnen kann, und Verunsicherung in der Öffentlichkeit sowie bei Industrie und Handwerk vermieden wird. Für einen inhaltlichen Austausch stehen wir selbstverständlich jederzeit gern bereit!

 

Offener Verbändebrief