Mit dem wachsenden Interesse an Nachhaltigkeitsthemen und auch steigendem Druck des Marktes ist die Zahl der Siegel, Zertifikate und Nachhaltigkeits-Nachweise in den letzten Jahren enorm gestiegen. Was eigentlich der Transparenz und Orientierungshilfe dienen soll, wird für Unternehmen und Verbraucher:innen zunehmend zur Herausforderung. Vor dem Hintergrund von strengeren Reportingstandards und Nachhaltigkeitslabels werden im Folgenden relevante Nachweise und Anforderungen dargestellt.
Was erwartet Unternehmen mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)? Die neue Reporting Richtlinie wird europaweit mehr als 50000 Unternehmen betreffen und soll die Nachhaltigkeitsberichterstattung vereinheitlichen. Auf dieser Seite haben wir die wichtigsten Informationen zusammengestellt.
Zertifizierungen dienen als Nachweis für die Einhaltung bestimmter Leistungen/Anforderungen. Nachhaltigkeits-Zertifikate bescheinigen den Schutz vielfältiger ökologischer, sozialer, wie ökonomischer Kriterien durch eine externe Prüfstelle. Doch auch wenn keine Zertifizierung vorliegt, haben sich bestimmte Standards etabliert nach denen sich Personen und/oder Unternehmen richten können.
B-Corp: B Corp evaluiert die gesamte Performance eines Unternehmens hinsichtlich sozialer, ökologischer und ökonomischer Kriterien. Eine B Corp-Zertifizierung bescheinigt Unternehmen einen hohen Standard einer ganzheitlich nachhaltig ausgerichteten Unternehmensführung.
Deutscher Nachhaltigkeitskodex: Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist ein branchenübergreifender Transparenzstandart für die Berichterstattung von Nachhaltigkeitsleistungen von Organisationen und Unternehmen jeglicher Art. Diese können anhand verschiedener Kriterien prüfen, ob sie dem Nachhaltigkeitskodex entsprechen.
EMAS: EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), auch bekannt als EU-Öko-Audit oder Öko-Audit, ist ein von der Europäischen Union entwickeltes Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung für Organisationen, die ihre Umweltleistung verbessern wollen.
Global Compact: Der UN Global Compact ist eine globale Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Das Netzwerk bestehend aus Akteur*innen der Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik, unterstützt Nachhaltigkeit in Unternehmen strategisch zu verankern. Darüber sollen diese die Umsetzung der Sustainable Development Goals (siehe SDGs) aktiv mitgestalten.
GRI: Die Global Reporting Initiative ist eine gemeinnützige Stiftung, die ein international anerkanntes Leitwerk mit Richtlinien für das Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten für Unternehmen erstellt hat. Der Leitfaden soll als Hilfestellung für die Berichterstattung von CSR-Aktivitäten dienen und die Transparenz von Unternehmen stärken.
GWÖ Bilanz: Um den Beitrag von Organisationen zum Gemeinwohl zu messen, hat die GWÖ die Gemeinwohl-Bilanz entwickelt. Organisationen können sich auf ihre ethische und ökologische Ausrichtung prüfen und ihren Beitrag zum Gemeinwohl bilanzieren lassen. Ermessungsmaßstarb ist ein Punktesystem. Je besser die Leistung desto mehr Punkte werden vergeben. Maximal können 1.000 Gemeinwohl-Punkte erreicht werden.
ISO 14000: Die ISO 14000-Reihe beinhaltet verschiedene international geltende Standards für den Umweltschutz. Produkte, die ISO 14000 zertifiziert sind, erfüllen globale Mindeststandards an Umweltschutzauflagen und -kriterien. Verschiedene Zahlen der ISO-Umweltnormreihe (bspw. 14000) stehen für unterschiedliche Elemente bzw. Dimensionen des Umweltschutzes.
ISO 14001: ist eine international anerkannte Umweltmanagementnorm. Sie belegt den Unternehmen, Produkten und Dienstleistungen den Fokus auf kontinuierliche Verbesserungsprozesse als Mittel zur Erreichung von Umweltzielen.
ISO 26000: Die ISO 26000 ist ein Leitfaden, der Empfehlungen gibt, wie sich Organisationen jeglicher Art verhalten sollten, damit sie als gesellschaftlich verantwortlich angesehen werden können. Im Gegensatz zu anderen ISO Normen ist die ISO 26000 nicht zertifizierbar, sondern soll lediglich als Normwerk (Standard) für die Orientierung dienen.
SDGs: Die SDGs umfassen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung und sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen. Die Realisierung der Ziele soll weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen. Es dient bereits vielen Unternehmen als ein Standard, eigene Aktivitäten darzustellen.
ZNU: Das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung ist ein anwendungsorientiertes Forschungsinstitut der Universität Witten/Herdecke, dass zum Thema Nachhaltige Ökonomie forscht, lehrt und weiterbildet. Es verfolgt das Ziel, Unternehmer*innen in ihrem Vorhaben nachhaltig zu wirtschaften zu unterstützen und dessen Benefit greifbar zu machen.
ISO 50001: Mit der ISO 50001 wurde eine Norm für ein Energiemanagementsystems geschaffen. Die Zertifizierung dient als Nachweis für Unternehmen, dass die in der ISO 50001 beschriebenen Anforderungen erfüllen. Für energieintensive Unternehmen ist der Nachweis einer ISO 50001 Zertifizierung teils Voraussetzung zu bestimmten steuerlichen Teilbefreiungen.
ILO Kernarbeitsnormen beinhaltet Übereinkommen der Vereinten Nationen, die menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Arbeitsschutz sichern sollen. Sie umfasst Standards, die für UN-Mitgliedsstaaten rechtlich bindend sind.
SA8000: Der SA8000 ist ein internationaler Standard, der Anforderungen zu Arbeitsbedingungen, Gesundheitsschutz, Gewerkschaftsrechten und ähnlichen umfasst. Eine Zertifizierung nach SA8000 dient als Nachweis, dass Unternehmen diesen Anforderungen nachkommen.
Amfori BSCI: ist ein Programm, das Arbeitsstandards entlang der internationalen Wertschöpfungskette sichern soll. BSCI ist nicht zertifizierbar, aber das Programm ermöglicht die Zertifizierung nach SA8000.
BS OHSAS 18001: ist eine in Großbritannien und Polen geltende Norm für Arbeitsschutzmanagementsysteme. Diese Norm entspricht den Standards der international geltenden ISO 45001.
ISO 45001: Die ISO 45001 ist eine internationale Norm für Arbeitsschutzmanagementsysteme. Unternehmen können sich danach zertifizieren lassen und damit nachweisen, dass sie ein wirksames und effektives Arbeitsschutzsystem führen.
Für Unternehmen bedeutet Klimaneutralität, dass sämtliche Treibhausgase so weit wie möglich reduziert und nicht vermeidbare Emissionen durch Kompensationsleistungen ausgeglichen werden. Wenngleich das Thema immer wieder zu Kontroversen führt, ist es doch ein mittlerweile etabliertes Vorgehen, um Nachhaltigkeitsbestrebungen zu zeigen. Die hier gängigen Standards sind:
GHG: Das Greenhouse Gas Protocol ist ein Standard zur Berechnung unternehmensbezogener Treibhausgasemissionen. Die international anerkannte Bilanzierungsform ermöglicht Transparenz und Vergleichbarkeit und hat sich zum internationalen Standard entwickelt. Weiterführende Infos sind open-source.
ISO 14064: gehört ebenfalls zu den weltweit anerkannten Normierungen. Die Vergabe der ISO 14064 ist an die systematische Erfassung von Emissionsabgaben gekoppelt, mit dem Ziel die Treibhausgasbilanz zu senken.
PAS 2060: ist ein Standart- und Regelwerk für Klimaneutralität. Entwickelt wurde dieses von der British Standards Institution um ein international einheitliches Verständnis von CO2-Neutralität zu schaffen, auf das verschiedene Zielvorgaben aufbauen.
SBTi: Die Initiative Science Based Targets (SBTi) ist zum international anerkannten Standard für die Zielsetzung der Reduktion von Emissionen für Unternehmen geworden.
Vermeiden – Vermindern – Kompensieren: So lautet die Kurzformel, die als Orientierungshilfe auf dem Weg zur Klimaneutralität gilt. Jedoch gibt es keine einheitlichen Kontrollmechanismen und Definitionen, was Klimaneutralität eigentlich bedeutet. Oftmals haben aber die kleinen sprachlichen Unterschiede zwischen „CO2-neutral“, „klimaneutral“ und „treibhausgasneutral“ große Auswirkungen, über die man sich bei der Kompensation bewusst werden muss. Welche Begrifflichkeiten werden beim Thema Kompensation benötigt? Welche Standards sollten gesetzt werden?
Einen sehr detaillierter Überblick über die vorhandenen Begrifflichkeiten und deren Unterscheidungen voneinander sowie zu aktuellen Studien zu diesem Thema, wird auf dem Informationsportal von klimafakten.de bereitgestellt. Das Glossar von klimafakten.de ist in dem Akkordeon zu finden.
(englisch: „climate neutrality“) ist – strenggenommen – der weitestgehende Begriff, weil er nicht nur auf menschengemachte Treibhausgase blickt. Der Sonderbericht 1,5 °C globale Erwärmung des IPCC definiert in seinem Glossar den Terminus „climate neutrality“ als einen Zustand, in dem „menschliche Aktivitäten keine Nettoauswirkung auf das Klimasystem haben“.
Will ein Land also im eigentlichen Sinne „klimaneutral“ werden, müsste es nicht nur seine Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan, Lachgas oder Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) auf –> Netto-Null reduzieren, sondern auch alle anderen Handlungen unterlassen oder ausgleichen, die das Klima beeinflussen. Dazu zählen zum Beispiel Änderungen bei der Landnutzung oder der Rückgang von Schnee- und Eisflächen, weil diese einen Effekt darauf haben, wie stark Sonnenenergie von der Erdoberfläche reflektivert oder absorbiert wird („Albedo-Effekt“).
Kurzgesagt: „klimaneutral“ ist –> treibhausgas-neutral plus alle anderen menschengemachten Veränderungen, die das Klima beeinflussen (siehe dazu auch Luhmann/Obergassel 2020).
(englisch „greenhouse gas neutrality“) wird in der Regel synonym zu –> klimaneutral benutzt. Eigentlich ist es aber der präzisere Begriff für das, was meistens mit „klimaneutral“ gemeint ist: die Atmosphäre und damit das Klimasystem der Erde ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr durch den Ausstoß von Treibhausgasen zu verändern.
Dafür muss der Ausstoß von Treibhausgasen nicht komplett eingestellt werden. Restemissionen (etwa aus Industrie oder Landwirtschaft) können hierbei durch –> Negativ-Emissionen kompensiert werden.
(englisch: „carbon neutrality“) ist nicht gleichbedeutend mit –> treibhaushausgas-neutral oder gar –> klimaneutral: Wer das Ziel der Kohlendioxid-Neutralität ausgibt, spricht lediglich über seine CO2-Emissionen, und klammert – bewusst oder unbewusst – andere Treibhausgase aus. Diese aber können bereits in relativ kleinen Mengen eine große Klimawirkung haben. Methan zum Beispiel ist etwa 25-mal, Lachgas 298-mal, Fluorkohlenwasserstoffe 5200-mal so schädlich wie dieselbe Menge Kohlendioxid (jeweils bei Betrachtung eines hundertjährigen Zeitraums). Um die verschiedenen Gase in Treibhausgasbilanzen vergleichbar zu machen, wird ihre Wirkung in so genannte Kohlendioxid-Äquivalente umgerechnet: Eine Tonne Methan geht entsprechend als 25 Tonnen CO2-eq in die Berechnungen ein.
In Ländern mit einem hohen Anteil von (Intensiv)Landwirtschaft an der Wirtschaftsaktivität kann es einen erheblichen Unterschied machen, wenn lediglich von „CO2-neutral“ gesprochen wird. In Neuseeland zum Beispiel mit seiner riesigen Schafzucht (und damit verbunden hohen Methan- und Lachgas-Emissionen) macht Kohlendioxid nicht einmal die Hälfte des nationalen Ausstoßes an Treibhausgasen aus; in Deutschland hingegen sind mehr als 90 Prozent aller Emissionen CO2.
Häufig wird der Begriff „CO2-neutral“ versehentlich oder aus Unwissen gleichgesetzt mit –> treibhaushausgas-neutral oder –> klimaneutral. Die begriffliche Unschärfe kann aber auch ausgenutzt werden, um eigene Klimaziele größer erscheinen zu lassen oder Minderungspflichten kleiner zu halten.
(englisch: „net zero emissions“). Ein solcher Zustand wird vom IPCC so definiert, dass jene Emissionen von Treibhausgasen, die trotz aller Reduktionsmaßnahmen noch vom Menschen verursacht werden, wieder aus der Atmosphäre entfernt werden müssen (–> Negativ-Emissionen). Dies kann entweder durch zusätzlich zu schaffende natürliche Senken geschehen (wie Böden, Wälder und Moore) oder durch künstliche Senken (etwa neue Technologien der CO2-Bindung und -Speicherung, CCS). Es geht also um das Ziel, dass die Treibhausgasbilanz der menschlichen Aktivitäten im Saldo bei Null liegt (–> treibhausgasneutral).
Gelegentlich wird auch von „Netto-Null-CO2-Emissionen“ gesprochen – dann geht es nicht um alle Treibhausgase, sondern lediglich um Kohlendioxid.
(englisch „negative emissions“) sind Treibhausgase, die der Atmosphäre wieder entzogen werden. In der Regel handelt es sich um Kohlendioxid: Entweder wird es durch die Ausweitung CO2-absorbierender natürlicher Ökosysteme (Wälder oder Moore) dauerhaft gebunden oder durch industrielle Verfahren wie die CCS-Technologie zur Abscheidung und unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid.
Praktisch alle Szenarien für eine klimaneutrale, treibhausgasneutrale oder CO2-neutrale Zukunft rechnen (in unterschiedlichem Umfang) mit Negativ-Emissionen, weil ein Zustand völliger Emissionsfreiheit in allen Lebensbereichen unrealistisch erscheint.
Atmosfair: Atmosfair ist eine gemeinnützige Klimaschutzorganisation, die Emissions-Kompensations-Leistungen für Unternehmen der Reisebranche anbietet. Über den Ausbau erneuerbarer Energieträger soll ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Unternehmen, die diese Kompensation-Leistung in Anspruch nehmen, können sich von Atmosfair zertifizieren lassen, um ihre Orientierung an ökologischer Nachhaltigkeit nachzuweisen.
ForTomorrow. Das Start-Up bietet CO₂-Kompensation für Privatpersonen und Unternehmen an. Die Einnahmen und Spenden reinvestiert es in die Aufforstung in Deutschland oder kauft davon CO₂-Emissionsrechte für Unternehmen auf, so dass diese nicht mehr auf dem Zertifikatemarkt verfügbar sind.
Klimakollekte: Der CO₂-Kompensationsfonds christlicher Kirchen, ermöglicht es Personen, Organisationen und Gemeinden unvermeidliche Treibhausgasemissionen zu kompensieren, indem sie über Spenden ökologisch nachhaltige Projekte der Klimakollekte unterstützen.
MyClimate: MyClimate ist eine gemeinnützige Stiftung, die Klimaschutzprojekte fördert. Finanziert werden diese von Unternehmen, die wiederum mit ihren Spenden einen Beitrag zum aktiven Klimaschutz leisten und eigene Emissionen kompensieren wollen.
Climate Partner: Unternehmen können Ziele zur Klimaemissionsreduzierung aufstellen, die wissenschaftlich fundiert zum 1,5°-Ziel beitragen. Die STBi prüft diese Ziele und bescheinigt dem Unternehmen anschließend den effektiven Beitrag zu den Klimaschutzzielen.
Sie wollen sich noch tiefergehender mit der Materie auseinandersetzen oder suchen Best-Practice Beispiele von Unternehmen?
Klimaneutralität in Unternehmen – Impulspapier des Wuppertal Instituts.
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Klimabilanz des Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft.
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BestPractice Ecosia: 200% erneuerbar!
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BestPractice followfood GmbH: u.a. 1 Mio. Diesel durch Solar eingespart; #carbonFarming, Interview mit Julius Palm.
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Wie geht glaubwürdige CO2-Bilanzierung und Reduzierung? Interview mit Dr. Odette Deuber (Vorständin BNW).
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„Wir müssen uns auch um die Materialien und Güter Gedanken machen, die wir importieren und bei uns verbrauchen. Woher kommen sie und können wir damit anders umgehen?“ Professor Mario Schmidt über versteckte Emissionen in Lieferketten.
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Eine weitere Lese-Empfehlung:
Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik, einer der Leitautoren des neuen 6. IPCC Sachstandsberichts, hat zu diesem Thema gemeinsam mit drei weiteren Wissenschaftler:innen im Fachjournal Nature einen Beitrag herausgegeben, wie die sogenannte Netto-Null fair und transparent erreicht werden kann. Außerdem wurde eine praktische Checkliste erarbeitet, die auf den Klimaschutz-Zusagen verschiedener Staaten basieren.
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